faust 2
J. W. Goethe
26.09.2008
LTT Tübingen
Regie:
Gustav Rueb
Bühne und Kostüme:
Tilo Steffens
Musik:
Kathrin Vellrath
Video:
Pia Greschner
Dramaturgie:
Anna Haas
Faust:
Gunnar Kolb
Gretchen:
Edit Faludi
Mephisto:
Udo Rau
Helena:
Ina Fritsche
Phorkyas:
Katja Godard
Baucis:
Hidegard Meier
Kaiser, Philemon:
Hubert Harzer
PRESSE
Das Landestheater Tübingen spielte am Freitag in der Kanti-Aula einen spannenden Faust II, der gut besucht war und erstaunlich gut aufgenommen wurde.
Faust als Global Player in einer beschleunigten Medienweit: Gustav Ruebs Inszenierung von "Faust II" bot ein schroffes Nebeneinander von Zeichen, Stilen und Medien, was beim Publikum nur zum Teil ankam.
Null und eins, Bits und Bites. Die Bühne eine Festplatte, die Welt ein einziger binärer Code. Regisseur Gustav Rueb beamt mit Hilfe des Ausstatters Tilo Steffens "Faust II" von Johann W. Goethe, mit dem das Landestheater Tübingen letzten Freitag seine Saison eröffnet hat, in ein Medienzeitalter des Virtualitäts- und Zeitrausches.
Der Teufel steckt im Großrechner
Als unspielbar wird Goethes »Faust II« oft beschrieben. In der »Tragödie zweiter Teil« prasseln viele Themen, Bilder und Handlungsstränge aufeinander, die Sprache ist wechselhaft in Form und Stil, teilweise bedeutungsschwer überfrachtet. Die verwirrende Vielfalt schreckt die meisten Bühnen ab, nicht so das LTT.
Im LTT brummelt, nölt und nuschelt sich die Hauptperson Faust missmutig durch ein Stück, das für ihn bekanntlich schlimm ausgeht. Kummerspeck hat er angesetzt, wirkt etwas magenleidend: Den Schock der geplatzten Gefangenenbefreiung am Schluss von "Faust I" verdaut er nun erst einmal dösend in einer Kernkraftwerk-Leitzentrale, die dem Inneren einer Festplatte ähnelt (Bühne: Tilo Steffens) und in der noch ausgiebig geschrubbt wird.
Dieser "Faust II" von Gustav Rueb ist so brüchig wie die Zeit. Deshalb kommt ihr diese Inszenierung sehr nahe.