Gustav Rueb inszeniert im Essener Grillo die Wagnersche Geschichte um den Knaben als Sinnsuche im Dickicht der Städte. Bemerkenswert Eric Schaefers Musikregie. Ruebs Parsifal ist der junge Philipp Noak, auf dessen eindringlich kindliches Spiel in Sprache und Bewegung sich der Zuschauer erst einlassen muss, um ihn dann aber auch für die Disziplin der Kontinuität bis zum Ende zu bewundern. Ein Stück alte Kettwiger Straße scheint auf der Bühne auferstanden, ich habe das Gefühl, ich habe das Ladenlokal einst gekannt, jedenfalls findet Parsifal hier den Roten Ritter, den er tötet um seiner Rüstung willen, er tötet, er mordet ohne Gewissen, ein Weltenzerstörer, der seinen Sinn als Ritter sucht und einen Gott finden mag.
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Doch worum es wirklich geht, um Einsamkeit, Elend, kaum erfüllbare Sehnsucht, um den Furor des Tötens, mündend in die Apokalypse, das Erlöschen des Planeten, das verrät uns Dorst im „Merlin“-Schluss, den das Essener Theater als Prolog von einem Affen, als Epilog von einer verfremdeten, wie jenseitigen Kinderstimme sprechen lässt. So könnte das Stück auch „Szenen vom Ende der Menschheit“ heißen, staunend betrachtet von einer außerirdischen Intelligenz. Für uns von Gustav Rueb so dramatisch wie ergreifend in Szene gesetzt, im wirkmächtigen Bühnen- und Videobild Florian Barths, in äußerst raffinierter musikalischer Gestaltung, die Eric Schaefer erdacht hat.
Read MoreWestfälischer Anzeiger
Der Weltraum, unendliche Weiten. Am Rand ist ein kleiner Schriftzug zu entdecken: „das Universum“. Er öffnet eine Anthropologenperspektive: auf den Menschen. Am Schauspiel Essen bearbeitet Regisseur Gustav Rueb das Parzival-Epos als Menschheits-Dichtung. Er verbindet zwei Vorbilder: Richard Wagners Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ und die Bearbeitung des „Parzival“ von Tankred Dorst.
Read MoreRuhrnachrichten
Bei "Parsifal" denkt man zuerst an Richard Wagners Bühnenweihfestspiel. Doch auch Dramatiker Tankred Dorst hat eine Theaterversion von der Grals-Legende geschaffen - das Fragment "Parzifal". Einen Mix aus diesen beiden Werken hat Gustav Rueb nun im Essener Grillo-Theater inszeniert.
Gespielt wird zunächst auf der Intensivstation eines Krankenhauses (Bühne und Video: Florian Barth). Während Tor Parsifal, schön kindlich-unbedarft gibt ihn Philipp Noack, seine sterbende Mutter mit Fragen löchert, schieben Menschen in Schutzanzügen, die eher an ein Atomkraftwerk als an eine Klinik denken lassen, Amfortas über die Hinterbühne.
WAZ
Richard Wagner und Tankred Dorst haben extrem unterschiedliche Zugriffe auf den Parsifal-Mythos. Dennoch führt ein Theaterabend in Essen sie zusammen. Wagner trifft Dorst: Duell oder Symbiose? Essens Schauspiel konfrontiert Dorsts zusammenhanglose Parsifal-Szenen aus seinem „Merlin“-Drama mit Wagners luxuriös ausgefeilter Erlösungs-Vision in strahlendem Hoffnungsglanz. Der Beginn des dreistündigen Abends gehört Dorst, der die Vorgeschichte reflektiert. Mit dem Eintritt in den Gralstempel nimmt Wagner das Heft in die Hand. Zunächst nur mit dem gesprochenen Text, musikalisch lediglich durch dürre Motivfetzen mit Akkordeon, Trompete und dem glockenklar singenden Aalto-Kinderchor garniert.
In der brillanten Ausführung durch das Essener Schauspiel-Ensemble, das hier jede Banalisierung vermeidet, zeigen sich die literarischen Fähigkeiten Wagners.
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