zitty berlin

Musikgroteske 

Die Neuköllner Oper, wie immer am Puls der Zeit, hat sich nach dem „Pariser Leben“ von Jacques Offenbach diesmal dessen grotesk überdrehte Chinoiserie „Ba-ta-clan“ zur Brust genommen. Das Team – Kriss Rudolph (Text) und Andrew Hannan (musikalische Fassung für elektronische Orgel) – verlegte die Geschichte aus einem fiktiven chinesischen Mini-Kaiserreich in eine chinesi sche Fabrik des Jahres 2030, in der deutsche Arbeitsmigranten im Akkord Kisten für Glückskekse versandfertig machen müssen. Der Herrscher des Königreichs ist in Wirklichkeit Franzose, spricht kein Wort Chinesisch, vertuscht seinen Migrationshintergrund aber mit absurden Winkelzügen. Die Akkordarbeit und das Heimweh nach gutem deutschen „Blauklaut“ lässt die Arbeiter einen Aufstand anzetteln und „das Ludel übelnehmen“. 

Regisseur Gustav Rueb hat das alles mit leichter Hand temporeich inszeniert. Die vier Protagonisten, Nini Stadlmann als Chefin Ai (Wei Wei), Dejan Brkic als Vorarbeiter Hung, Nikolas Heiber als Arbeiter Ma und Alexandra Schmidt als Arbeiterin Li, blödeln sich, vollkommen von der Rolle, kalauernd („Sich legen blinkt Segen“) und mit Spielwitz durch den einstündigen Abend. Vor soviel glandiosem Abelwitz kapitulielt selbst del klitischste Klitikel. 

Hermann-Josef Fohsel