Osnabrücker Nachrichten

Herbert Georg Beutler hält sich für Newton (schwerelos majestätische Präsenz: Thomas Kienast), Ernst Heinrich Ernesti relativ eindeutig für Einstein (mit facettenreichem Zungenspiel: Oliver Meskendahl), der dritte heißt Möbius (irre durchgeknallt: Stefan Haschke) und spielt nur den Irren, weil er im Besitz der Weltformel ist, die das Ende der Menschheit beschwören würde. […] Wenn Oberschwester Marta Boll (wandlungsfähig: Anke Stedingk) notgeil Damp fablässt, wird aus atomaren Napalmwolken eine unterschwellige ‚Rauchen gefährdet die Gesundheit'-Kampagne. Irrste Herrscherin unter allen Tüftlern und Opfern? Großartig ist Monika Vivell als Irrenärztin Fräulein Doktor von Zahnd, die schließlich nicht nur sich selbst im längst kameraüberwachten Zuchthaus die Maske vom Gesicht reißt. [..] Zum Schreien komisch ist die Szene, wo Frau Missionar Lina Rose (Anne Hoffmann, auch als Krankenschwester Monika zu bewundern) und ihr neuer Göttergatte, Herr Missionar Oskar Rose (Niklas Bruhn, als Polizeiassistent Blocher ebenso stellungssicher) mit ihren drei Orgelpfeifen beim entrückten Vater Möbius vorbeischauen. [..]Gustav Ruebs Inszenierung bohrt am Endzeitthema und wehrt sich gegen die Verharmlosung des Stoffes, der nach wie vor Potential hat und alles andere als ein Bremsklotz in der Schultüte ist. Gerne wird die Dürrenmatt-Vorlage auf 80 Minuten eingedampft, in Osnabrück gibt‘s die volle Breitseite mit Sahnehäubchen. Lass sie doch spielen! ‚Rampensäue' wie Stefan Haschke, Oliver Meskendahl, Thomas Kienast oder Monika Vivell sind einfach nicht zu bremsen. Chapeau! Selten vergingen 2 Stunden und 15 Minuten (Begeisterung schon zur Pause) schneller als in dieser hochtourigen Revue. Werner Hülsmann