Tip

"Der Freischuss" in der Neuköllner Oper
Von Björn Trautwein

Nachwuchspolizist Max und Studentin Linn werden ein Liebespaar - womit die Probleme erst beginnen. Regisseur Gustav Rueb inszeniert den recht groben Plot geschickt in der Neuköllner Oper.

Nachwuchspolizist Max (Ilja Martin Schwärsky) und Studentin Linn (Ulrike Schwab) treffen sich zufällig am Bahnsteig. Doch weil der aufstrebende Junge in Uniform hier einen seiner wenigen energischen Momente hat und das Mitte-Girl mutig-trotzig ansingt, beginnt "Der Freischuss" in der Neuköllner Oper genau dort, wo das Original, Carl Maria von Webers "Der Freischütz", endet: Sie kriegen sich. Womit die Probleme erst beginnen. Max ist ein Romantiker, der zum SEK will, um die Schwachen zu beschützen, das It-Girl Linn denkt an die nächste Party. Dass sich ihr Papa gegen Ende als Waffenschieber und Sklavenhändler entpuppt, macht die Lage nicht einfacher.
Den recht groben Plot inszeniert Gustav Rueb in einer entrückt weißen Biedermeier-Szenerie, die sich später, in der Wolfsschlucht, in eine surreale grün-düstere Hölle verwandelt. Damit das alles nicht vollends im ätherischen Nirgendwo versandet, gibt's gegen Ende eine derbe Weber-Parodie: In einer Oper-in-der-Oper-Einlage darf Bauer Kilian (Thorsten Loeb) in Pluderhosen zum Pappgewehr greifen und mit seiner aus dem Schritt aufklappenden Penis-Pistole schießen.