Nachtkritik

(...) Gustav Rueb inszeniert das Stück seiner Landsfrau am Kleinen Haus Dresden weit weniger endzeitstimmend als er könnte. Einige Szenen geraten ihm dabei fast schon zum Klamauk, der aber wiederum die offenbarte Ziellosigkeit jenseits von Prüfungsstress und Abendspaß abstrakt konterkariert. Die Stückkürze gewährt dabei genügend Platz für zerrissene Charakterstillleben. Rueb verzichtet dabei wohltuend auf typische Klischees bezüglich der Studienrichtungen und gibt seinen Figuren dadurch mehr Raum für persönliche Profilneurosen, die sich vor allem im freien Paarungsdrang ausleben. Scheppernde Auftritte, leiser Abgang. Ein gelungener Schachzug ist dabei, Phillip - im Text nur als Dauerfreund Annas erwähnt, aber mit keiner Aussage bedacht - als eigene Rolle zu besetzen, obwohl Florian Beyer dabei nur als filigrane Randfigur durch die Szenen huschen darf. Auch ansonsten darf man sich durchaus am Auftritt des Nachwuchssextetts vom Schauspielstudio des Hauses erfreuen: Charlotte Puder, Hanka Mark und Aischa-Lina Löbbert als die drei offensiv männertauschenden Freundinnen und die beiden Antipoden Thomas Hof und Friedrich Rößiger, natürlich lieber Täter als Opfer, dürfen sich anherrschen und auslieben. Ausstatterin Petra Schlüter setzte eine geräumige halboffene Quader-Kombination in purem Blechcharme auf die Bühne, die von allen Seiten bestiegen und bekrochen werden kann und bei jedem Auftritt ordentlich scheppert. Mark Lim untermalt das Stück mit einem elektronischen Klangteppich, der vor allem die einsamen, düsteren Momente der SMS-Dialoge besinnlich umrahmt. (...)