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Essen: am 19.09.2015 erlebten die Zuschauer im ausverkauften Grillo Theater die deutsche Erstaufführung von Nick Dears Frankenstein. Geht es in der Vorlage des berühmten Schauerromans von Mary Shelly noch um die Anmaßung eines Menschen, des Arztes und Forschers Victor Frankenstein, gottgleich als Schöpfer zu agieren und aus Leichenteilen ein lebendiges Wesen zu schaffen, dass sich als Monster erweist und letztlich das Leben seines Schöpfers und das eigene zerstört.
So ist die aktuelle Bühnenfassung zwar nicht weniger schaurig, beleuchtet die Geschichte jedoch mehr aus der Sicht des sogenannten „Monsters“. Anders zu sein erzeugt Angst. Angst bei den Anderen, vermeintlich Normalen und Angst bei sich selbst. Ganz schnell wird hieraus strikte Ablehnung und Ausgrenzung und diese schlägt nicht selten in Feindschaft und Aggression um. In der Fassung von Nick Dear wird aus dem „Monster“ einem Wesen, das auf der Suche nach seinem Schöpfer sofort in die Position des bösen Außenseiters gerät und das letztlich ausschließlich wegen seines Äußeren keine Chance auf ein friedvolles Miteinander hat. Es wird ausgegrenzt und nur von Menschen akzeptiert, die ihm ohne Vorurteile begegnen. Spätestens hier wird jedem die Parallelität zur aktuellen Weltpolitik auffallen, einer Situation, in der man offen sein muss für das Andere, wenn man Eskalation vermeiden und Integration und Harmonie fördern will.
Die aktuelle Aufführung in der Inszenierung von Gustav Rueb zeigt genau diese Problematik in beeindruckender Form. Axel Holst verkörpert hierbei das „Monsterwesen“ so beeindruckend, dass viele den Schmerz und die Wut dieses Wesens mitempfinden konnten und man sich vor seiner Leistung verbeugen musste. Genau das bekundeten die Zuschauer auch durch frenetischem Applaus. Neben ihm glänzten Thomas Meczele als Victor Frankenstein, dem man die Nähe von Genie und Wahnsinn uneingeschränkt abnahm, sowie Janina Sachau, die Victors Bruder Wiliam sehr überzeugend verkörperte.
Wieder einmal eine beeindruckende Gesamtleistung, auf die man sich zunächst einlassen muss, die dann aber wirklich überzeugt und das Publikum mit ihrem realen Bezug zur Gegenwart zum Nachdenken bringt und auch das ist eine Aufgabe des Theaters. peve