Lübecker Stadtzeitung

(...) In diesen gut drei Stunden ist keine Sekunde zu viel, denn es stimmt alles. [...] Rueb spürt dem nach mit exzellenter Führung der Personen, bleibt erkennbar am Original, schafft wahnsinnsdichte, sex- und suffgeladene Atmosphäre. Die Kraft des Regisseurs bewegt ein Ensemble, dessen Leistungsfähigkeit bekannt ist. Als Dreh- und Angelpunkt gibt Susanne Höhne der vom Winde verwehten Blanche eine bestürzende Intensität mit allen Facetten, chargiert weltverloren, leidend, überspannt, hoffend, begehrend, delirierend [...]. Andreas Hutzel kehrt mit Trieb- und Schlagkraft überzeugend das Mannsbild heraus, das mit dumpfer Direktheit und sentimentalem Kern seinen ungehobelten Weg geht, über Frau und Freunde herrscht und Blanche spüren lässt, dass sie seine Kreise stört. Wie schwer zu spielen auch die Partner sind, lassen Ingrid Noemi Stein und Henning Sembritzki vergessen. Erstere gibt der Stella ihre geduldige Liebe zu Stanley [....]. Als Mitch reduziert sich Henning Sembritzki sensibel auf das Wesen des Alleinerzogenen und Mitläufers in Stanleys Pokerrunde. [...] Über sechs Jahrzehnte alt, ist ›Endstation Sehnsucht‹ ein moderner Klassiker, der sich seine Aktualität bewahrt - wenn er derart überzeugend in Charakterstudien und Milieu gebracht wird. Inszenierung und Susanne Höhne, bei der Premiere mit Beifall überschüttet, sind so herausragend, dass sie in die Lübecker Schauspiel-Annalen eingehen werden. (...)