Regisseur Gustav Rueb konzentriert seine Inszenierung auf das Ende der Entwicklungsmöglichkeiten. Wie Lucky im Tanz, so dreht sich auch die Zeit scheinbar im Kreis. Es gibt kein Voran, keine Vorwärtsbewegung. Nur taumelndes Kreiseln um das Kriegsgeschehen.
Das formal klare und sprachlich schnörkellose Drama setzt in der Mitte der Handlung ein, erzählt von dort bis zur Katastrophe. Nach dem großen Knall wird dann vom Anfang zur Mitte erzählt. Das relativiert auch das größte Grauen, diese Erzählstruktur suggeriert, dass der einzig mögliche (gewaltsame) Ausbruch aus dem Schicksal doch nicht möglich ist.
Rueb verstärkt dieses Erzählelement dadurch, dass er die eigentlich gleichzeitig stattfindenden Gespräche der wechselnden Paarkonstellationen nacheinander zeigt und die Zeit damit statt in die Länge in die Breite dehnt.
Die vier großartigen Darsteller überzeugen durch die Subtilität ihres Spiels, auch wenn es gewalttätig zugeht. Andrea Cleven spielt das Mädchen Little mit trotziger Zärtlichkeit. Sebastian Hülk ist Tricky, der erfolglose Zauberkünstler, der mit verbalen Poltereien den Halbstarken gibt. Eva-Maria Kellers Prostituierte Lilly im sexy Fummel mit unschuldigem Brautschleiter (Kostüme: Julia Wernhard) lässt ihre Verzweiflung nur durch den Wodkarausch hindurchscheinen. Und Jürgen Winks Puppenvater Lucky taucht am liebsten in das taumelige Glücksgefühl seiner eigenen Seelenwelt ab.
Metall beherrscht Florian Ettis Bühnenbild. Wartesaalbänke, zusammengezimmerte Klohäuschen, die Theke: alles keine Orte des längeren Aufenthalts. Und doch gibt es keinen anderen Raum für die, denen auch die Zeit abhanden gekommen ist.
Begeisterter Applaus des Premierenpublikums, auch für den anwesenden Autor.