Kleine Zeitung Graz

Glaube ans Schicksal - Mit dem Tatsachen-Drama "Nordost" gelingt dem Schauspielhaus Graz ein packender, wichtiger Abend.
Das Publikum ist leicht verunsichert, als es durch die Kulissen, vorbei an
den wartenden Schauspielerinnen, den Weg zu den Zuschauerplätzen finden
muss. Es ist doch alles nur Theater - das haben sich auch die 800 Besucher
des Musicals "Nordost" am 23. Oktober 2002 im Moskauer Dubrowka-Theater
gedacht. 
Der deutsche Schauspieler und Autor Torsten Buchsteiner hat aus
dem Geiseldrama, den politischen Hintergründen, den Bildern des Grauens und
der Hilflosigkeit ein Drei-Frauen-Stück gemacht. Wie so oft sind es mehr die
Einzelschicksale mit all ihren "Kleinigkeiten", die bewegen und berühren,
als die große Tragödie, die letztendlich Atem und Verstand raubt.
Bei der österreichischen Erstaufführung entschied sich
Regisseur Gustav Rueb für Brüche in der reinen Tatsachen-Dokumentation,
lässt die Frauen auch tanzen und arbeitet ihre Emotionen, ihren
unterschiedlichen Umgang mit Spannung und Druck heraus.
Ein gangbarer, 90 Minuten lang packender Weg, den ein exzellentes
Trio eindringlich bestreitet: Sophie Hottinger als junge Witwe eines
Tschetschenen, Martina Stilp als Ärztin und Angehörige vor Ort und Frederike
von Stechow als Musical-Besucherin mit Familie. Langer Applaus für die
Leistungen. Extra-Applaus für das Bühnenkonzept von Florian Barth.